Populärer Wandbildschmuck

Doppelporträt zweier Jeveraner Bürger. Schabkunstarbeit. Verlag Garlichs und Bierweiler, Jever. 1818. 31 x 32 cm
Doppelporträt zweier Jeveraner Bürger. Schabkunstarbeit. Verlag Garlichs und Bierweiler, Jever. 1818. 31 x 32 cm
Jever mit Umgebung. Lithographiertes Tableau. Verlag C.L. Mettcker, Jever. Um 1850. 52,5 x 64 cm
Jever mit Umgebung. Lithographiertes Tableau. Verlag C.L. Mettcker, Jever. Um 1850. 52,5 x 64 cm

Mit der Aufwertung des häuslich-familiären Lebens und der Wohnkultur ging eine steigende Nachfrage nach populärem Wandbildschmuck einher, die im Verlauf des 19. Jahrhunderts auch die weniger wohlhabenden Bevölkerungsschichten erfasste.

Wichtige Voraussetzungen für ein entsprechendes Angebot hatten zu Beginn des Jahrhunderts die druck- und reproduktionstechnischen Neuerungen der Lithographie, des Stahl- und Holzstiches sowie später der Fotografie geschaffen. Schon der Holzschnitt und der Kupferstich hatten seit dem 15. Jahrhundert einen grossen Bildbedarf abgedeckt. Mit den neuen Verfahren, die sich wie die Lithographie schnell verbreiteten, wurden allerdings neue Dimensionen des Umsatzes erreicht. Selbst ein Städtchen wie Jever erhielt 1850 eine Steindruckerei.

Die ausgestellten Arbeiten ermöglichen einen Überblick über die populäre Bildwelt des 18. und 19. Jahrhunderts in ihrer thematischen und technischen Vielfältigkeit und erlauben Einsichten in die Bild- und Bildungsbedürfnisse der Bevölkerung. Die frühen kolorierten Kupferstiche, Lithographien oder Stahlstiche zeigen neben religiöser Andachtsgraphik vor allem zeittypische Veduten und Landschaften. Auch regionale Motive wie die Ansicht der Stadt Jever oder umliegender Ortschaften fanden Eingang in die Druckgraphik. Andere Blätter, wie die Bilderbogen aus Neuruppin, sind den Ereignis- und Genredarstellungen zuzuordnen.

Die Mechanisierung und Technisierung der Abbildverfahren machten auch das Portrait zu einer populären Erscheinung, an der zunehmend alle Schichten partizipierten. Neben den traditionellen Ölbildportraits und den modischen Miniaturbildnissen gewannen nach 1750 die Silhouetten grosse Beliebtheit. Verdrängt wurden sie 100 Jahre später von der sich schnell etablierenden Daguerreotypie und Fotografie. Zum Ende des Jahrhunderts hin findet das sogenannte patriotische Genre Eingang in die Stuben und Kammern aller Bevölkerungsschichten: Darstellungen historischer Ereignisse und Personen und vor allem das Herrscherbildnis.

Zu diesem Themenkreis ist in der Reihe “Museumsmaterialien” eine Broschüre erschienen, die Sie im Museumsshop erwerben können.

Konfirmationsschein. Federlithographie, Buchdruck. Ausgestellt in Schortens 1866. 23 x 26 cm
Konfirmationsschein. Federlithographie, Buchdruck. Ausgestellt in Schortens 1866. 23 x 26 cm
Kaiser Wilhelm II im Kreis seiner Familie, Lithographie, um 1900. Die verbreiteten Portraits des kaiserlichen Herrscherhauses waren an der Vermittlung gesellschaftlicher Leitbilder des Wilhelminismus beteiligt.
Kaiser Wilhelm II im Kreis seiner Familie, Lithographie, um 1900. Die verbreiteten Portraits des kaiserlichen Herrscherhauses waren an der Vermittlung gesellschaftlicher Leitbilder des Wilhelminismus beteiligt.