Danke Duckomenta! [Blog]

Zurzeit kann man sich das Reisen in die Kunstmetropolen sparen: die Mona Lisa, das letzte Abendmahl (beides von da Vinci), die Nofretete, Tischbeins Goethe in der Campagna, der Schrei von Munch oder aber van Goghs Selbstporträt: all dies lässt sich im Schlossmuseum Jever bewundern – oder etwa nicht? Bei aller Ähnlichkeit gibt es doch schnell eine Irritation: da war ja noch was, so was schnabelhaftes und dort – lugt da nicht ein Bürzel aus dem Kleid? Statt ehrfurchtsvollem Murmeln hört man im Schloss seit Ende März Kichern, Glucksen und manchmal auch ein schallendes Lachen. So viel Heiterkeit gab es wohl noch nie in unseren Räumen, aber gerade das haben wir uns gewünscht! Im Gästebuch stand vor ein paar Tagen folgender Eintrag: „Einfach mal 2 ½ Stunden nicht an die C-Pandemie und den Ukrainekrieg gedacht. Danke Duckomenta!“.

Doch jetzt mal im Ernst: Was machen denn die ganzen Enten in den Kunstwerken? Und, noch viel wichtiger, was machen sie mit den Kunstwerken?

Auf keinen Fall geht es darum, bedeutende Meisterwerke lächerlich zu machen. Im Gegenteil: Jedes Werk dieser Ausstellung ist eine Verbeugung vor dem Original. Um es derart kunstvoll umzugestalten, oder anders gesagt eindrucksvoll zu variieren, benötigt man nicht nur künstlerisches Können, sondern es erfordert auch Einfühlung und Einarbeitung in die Entstehungszeit und die Technik des Vorbilds. Dass nun Enten statt Menschen in Gemälden lustwandeln oder auf Porzellan verewigt sind, ist ein raffinierter Schachzug, der für Erheiterung sorgt und – wenn man an dieser Stelle weiterdenkt – uns auf schelmische Art einen Spiegel vorhält.

Angefangen als eine Art Seminar im Studium stehen immer noch mehrere Künstler, darunter auch der in Jever geborene Ommo Wille, hinter der Duckomenta. Diese umfasst inzwischen über dreihundert Werke, die seit dem Beginn Mitte der 1980er Jahre zusammengekommen sind. Davon werden im Schloss Jever etwa 220 gezeigt, die es auf allen drei Etagen des Hauses zu entdecken gilt. Der „Dötzi“ liegt natürlich neben den mittelalterlichen Särgen im Keller (obwohl ihn vom Mittelalter sicher noch ein paar schlappe Jahrhunderte trennen) und die biedermeierlichen Scherenschnitte fügen sich wie selbstverständlich in unsere „Wunderkammer“ ein. Mal eng gehängt aber auch zuweilen nur hier und da gestreut gibt es jede Menge Kunst „mit Ente“ zu entdecken. Das Highlight in der fürstlichen Galerie, dem einstigen Speisesaal des Schlosses, ist sicher unser neues Fräulein Maria, das wohlwollend unter ihrer Haube auf die Besucher hinabschaut. Ob sie sich nachts aus dem Bild schleicht, um in der Graft mit den Artgenossen zu gründeln?

Darüber können wir nur Vermutungen anstellen, gewiss ist, dass auch unser Schlossteam – trotz anfänglicher Skepsis – die Duckomenta begeistert aufgenommen hat. Bis Anfang September kann man auf jeden Fall selbst ins Museum kommen und mitlachen. Danach wird wieder alles richtig ernst, sehr wichtig und inhaltsschwer. Versprochen!

Von Maren Siems, die bereits vor 20 Jahren einen Katalog der Duckomenta geschenkt bekam, auf den schon viele Lachtränen getropft sind.