Schlosspark

Woche der Klimaanpassung vom 18. bis 23. September 2023

Bodenkundliche Bohrungen im Schlosspark

Im Rahmen des Klimaanpassungsprojektes „Schlosspark Jever im Klimawandel“ wurden bereits im vergangenen Dezember mithilfe des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung aus Wilhelmshaven (kurz: NIhK) geomagnetische Messungen im Schlosspark durchgeführt, um im Boden befindliche bauliche Strukturen zu erfassen. Auf den ersten Blick scheint dies nicht mit Klimaanpassung zusammenzupassen. Doch sobald es um eine mögliche Neupflanzung oder um das Wassermanagement geht, sind Informationen wie Tiefe und Ausmaß ehemaliger Bebauungen notwendig. Um die durch die Geomagnetik erfassten Strukturen zu verifizieren, wurden in den Folgemonaten bodenkundliche Bohrungen durchgeführt und die Bodenhorizonte mit ihren verschiedenen Parametern dokumentiert. Insgesamt wurden 14 Bohrungen mit Entnahmetiefen von bis zu vier Metern unternommen. Eine Bodenprobenentnahme aus den unterschiedlichen Horizonten bzw. Tiefenbereichen wurde ebenso durchgeführt. 135 Proben werden zur Zeit in enger Kooperation am NIhK analysiert.

Im ersten Durchlauf wurden die Proben auf ihren Anteil an Organischer Substanz sowie ihrer Korngrößenverteilung untersucht. Die Ermittlung der Korngrößenverteilung ist insofern von Interesse, da sie ausschlaggebend für die Entwicklung des Bodens ist. Je nach Verteilung der Kornfraktionen Sand, Schluff und Ton variieren die physikalischen Eigenschaften wie beispielsweise Durchlüftung oder Versickerung des Niederschlagswasser, Wasserstauung, Nährstoffbindung, Filtration oder aber auch die Erosion vorwiegend an der Bodenoberfläche. Die Korngrößenanalyse lässt sich am NIhK mittels eines sog. Laser Particle Size Analysers durchführen, bei der die Größe der Bodenpartikel durch Laserbeugung ermittelt wird. Die Verteilung der einzelnen Korngrößen einer Probe wird in einer Summenkurve darstellt.

Die Ermittlung des Anteils an Organischer Substanz (umfasst in der Regel das gesamte abgestorbene tierische und pflanzliche Material im Boden sowie deren Umwandlungsprodukte) erfolgt über das Verglühen eines Bodenprobe. Nach Einwaage der reinen, bodenfeuchten Probe erfolgt die Entziehung der flüssigen Bestandteile der Probe im Trockenschrank bei 105°C. Im Anschluss werden die getrockneten Bodenproben bei über vier Stunden in einem Muffelofen bei ca. 550°C verglüht und abschließend gewogen. Aus den Gewichtsdifferenzen gehen zum einen der Anteil an Feuchtigkeit hervor, zum anderen der Teil an organischer Substanz, die im Glühvorgang verglüht wurde. Mittels des sog. Glühverlusts lassen sich somit Aussagen zum Humusgehalt und somit auch zum Nährstoffgehalt des Bodens treffen.

In den Folgewochen werden weitere Laborarbeiten an den Bodenproben durchgeführt. Dabei sollen bspw. der pH-Wert oder die Leitfähigkeit des Bodens ermittelt werden. Mittels Röntgenfluoreszenzanalyse können zudem Aussagen zur elementaren Zusammensetzung einzelner Proben getroffen werden, wie z.B. Anteile an Phosphor, Calcium, Schwefel etc., ggf. sogar zur Schwermetallbelastung.

Die gewonnen Werte aus den unterschiedlichen Laboruntersuchungen kommen dem Klimaanpassungsprojekt zugute, denn gerade der Boden gilt für die Pflanzen im Park als wichtiger Standort aus dem die notwenigen Nährstoffe gezogen werden und die Pflanzen stärkt. Hier müssen die Bedingungen stimmen. Anhand der unterschiedlichen Messungen lassen sich Aussagen zur Bodenchemie und zur Bodenphysik treffen und ließen sich im Nachgang optimieren, um die Pflanzen im Park, vorwiegend den alten, erhaltenswerten Baumbestand, für die Zukunft optimal versorgen zu können. Gerade im Hinblick auf die sich häufenden Wetterextreme. Auch die Frage nach der Wasserspeicherungskapazität des Bodens, die für weitere Arbeiten im Klimaanpassungsprojekt notwendig ist, muss dringlich nachgegangen werden. Themen wie Überwässerung oder zu trockener Boden spielen hier eine nicht zu verachtende Rolle.

Alle gewonnen Daten werden somit zusammengefügt und dienen einem ganzheitlichen Konzept zur Stärkung des Schlossparks in Jever und soll für weitere historische Gärten in Friesland als Vorbild dienen.

Das Projekt „Schlosspark Jever – Landschaftsgärten in Friesland im Klimawandel“ wird vom Bund im Rahmen des Bundesprogramms „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ gefördert.

Das Schlossmuseum Jever ist Mitglied von Museums For Future

Wir als das Schlossmuseum Jever schließen uns Museums For Future an, um zum einen über die Gefahren, die der Klimawandel mit sich bringt, zu informieren, zum anderen aber auch, um einen nachhaltigen Beitrag für die Zukunft zu leisten. Zusammen mit dem umliegenden Schlosspark, welcher direkt vom Klimawandel betroffen ist, versuchen wir CO2 und Energie einzusparen und durch klimaresiliente Bepflanzung heimischer Arten unseren Park zu stärken.

Das Schlossmuseum Jever ist Mitglied von Museums For Future und unterstützt somit das Erreichen der vier Ziele:

  • Durch Projekte und Aktionen und Unterstützung sollen die Themen rund um den Klimawandel und seinen Folgen kommuniziert werden.
  • Kommunikation an die Öffentlichkeit und Sensibilisierung der Bevölkerung zum Thema „Klimawandel“.
  • Transformation unserer Institution in Richtung Klimaneutralität.
  • Bewusstsein in unseren Netzwerken verbreiten.

Weitere Informationen über Museums For Future erhalten Sie hier: ↑ museumsforfuture.org/ ↑.

Geomagnetische Messungen im Schlosspark

Aktuell kann man im Schlosspark beobachten, wie Mitarbeiter des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung (NIhK) aus Wilhelmshaven eine seltsame Vorrichtung durch die Anlage schieben. Was hat es damit auf sich? Bei diesem Gerät handelt es sich um ein geomagnetisches Messgerät, welches den Parkuntergrund prospektiert. Und das vollkommen zerstörungsfrei. Das Schlossmuseum und das Schlosspark-Projekt erhoffen sich durch diese Maßnahme, die in Kooperation mit dem NIhK läuft und über das Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ gefördert wird, Strukturen ehemaliger Bebauung sichtbar zu machen.

Denn noch vor ca. 1830 existierte der Schlosspark in der heutigen Form noch nicht. Mithilfe der geomagnetischen Sondage könnten im besten Fall alte Wegenetze, weitere Gräben und Gänge oder Fundamente erfasst werden. Im kommenden Jahr werden dann gezielt Bohrungen durchgeführt, die die Tiefe der Strukturen ermitteln sollen. Unter Umständen ließen sich oberflächennahe, historische Strukturen in das Projekt zur Anpassung an den Klimawandel integrieren – als Unterschlupf für Fauna und Flora oder aber zur Umnutzung für ein optimiertes Wassermanagement. Zudem ist für eine klimaresiliente Bepflanzung notwendig zu wissen, wie es um die Bodenbeschaffenheit gestellt ist. Befinden sich nah an der Oberfläche Mauerreste und stören so den Wurzelraum? Ist in manchen Bereichen der historischen Parkanlage eine Wasserspeicherung überhaupt möglich oder sickert das Wasser aufgrund einer ehemaligen, nun maroden Bebauung einfach ab?

In den nächsten Monaten werden wir hoffentlich mehr wissen und die Ergebnisse preisgeben können.

Neues Projekt “Schlosspark Jever – Landschaftsgärten in Friesland im Klimawandel”

Hitze, Dürren, Starkregenereignisse, immer stärker wütende Stürme

Das sind die derzeitigen Herausforderungen, mit denen wir alle zu kämpfen haben. Auch unsere geliebten Grünflächen wie der Schlosspark zu Jever.

Aus diesem Grund hat der Zweckverband Schloss- und Heimatmuseum Jever Mittel beim Bund beantragt, um den Schlosspark nachhaltig an das Klima anzupassen. Mit dem Projekt “Schlosspark Jever – Landschaftsgärten in Friesland im Klimawandel” unter der Leitung von Herrn Andreas Folkers, Dipl.-Geogr., sollen bis Ende 2024 anpassende Maßnahmen stattfinden. Der Startschuss fiel Anfang Juni 2022.

Der etwa 4 ha große Schlosspark zu Jever hat, wie so viele der englischen Landschaftsgärten, die um 1800 entstanden sind, bereits in seiner Anlage eine Konzeption erfahren, die die Natur in ihrer Vielfalt im Kleinen widerspiegeln soll. Baumgruppen, buschige Zonen, blühende Beete, Wasserflächen, eine modellierte Landschaft – oft in enger Kombination mit historischen Bauten, Mauern und einer geschlängelten Wegeführung, die immer wieder neue Ausblicke eröffnen, sind nicht nur für die Menschen ein Ort der Muße, sondern bieten ebenso Pflanzen und Tieren eine Rückzugsmöglichkeit und ein Refugium.

In den letzten Jahren haben Sturmschäden und Starkregen, aber auch Hitzeereignisse und Dürren zum Verlust einiger wertvoller, z.T. über 200-jähriger Bäume geführt. Wege und Böschungen sowie die Uferbefestigung der Graften sind zum Teil unterspült worden. Gerade die Versieglung einiger Bereiche durch Betonrinnen und unzureichenden Wegebelag hat sich als besonders schädlich erwiesen. Die Verbindungen zu den Wasserflächen der angrenzenden Wallanlage durch Kanäle und unterirdische Gänge sind marode und für den Wasserausgleich nicht mehr nutzbar; sie spielen jedoch als Habitat z.B. für die Wasserfledermaus eine große Rolle. Bauliche Maßnahmen sollen dazu dienen, hier eine Anpassung an Hitzeperioden der Starregenereignisse vorzunehmen.

Folgende Punkte sollen im Rahmen durch das vom Bund profitierenden Programm “Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel” untersucht und nachhaltig bearbeitet werden:

  • Entsieglung von Flächen zur besseren Wasserspeicherung im Boden.
  • Instandsetzung der Graften als Wasserspeicher.
  • Umfassendes ökologisches Monitoring der Fauna und Flora sowie der Gewässer und des Bodens.
  • Neupflanzungen von klimaresilienten Bäumen und Sträuchern zur besseren Sauerstoffversorgung und Kühlung bei Hitzewellen
  • Anlage von Grün- und Blühflächen als Nahrungsquelle für Tiere und Förderung der Biodiversität.
  • Öffentlichkeitsarbeit, Bereitstellung von Informationen und Veranstaltungsangeboten verschiedener Art, Austausch mit weiteren historischen Parkanlagen Frieslands.

Die erzielten Ergebnisse des Projektes sollen zum Ende zusammengetragen werden und weiteren historischen Parkanalgen in Friesland als Leitfaden dienen. Schon während der Projektlaufzeit findet ein Austausch mit verschiedenen Standorten statt, so dass ein bestmögliches Ziel erreicht werden kann.

Im Zuge der letzten großen Umbaumaßnahme des Schlosses zu Jever wurden seit 1828 die ehemaligen Festungsanlagen in einen Park umgewandelt. Das Schloss war von einem Graftengürtel, Wällen und Bastionen gesichert. Diese umfangreichen Befestigungsanlagen hatten Anfang des 19. Jahrhunderts ihre Funktion verloren. Bereits im 18. Jahrhundert wurden die Anlagen nicht mehr für kriegerische Zwecke, sondern für den Gemüse- und Tabakanbau genutzt.

Peter Friedrich Ludwig, Herzog von Oldenburg, ließ die Anlage zugleich mit den beiden Torhäusern und den Pforten konzipieren. Den Auftrag für die Umgestaltung des etwa 3 Hektar großen Geländes erhielt wohl der oldenburgische Hofgärtner Julius Bosse, der auch die Gärten in Oldenburg, Lütetsburg und Rastede konzipiert hatte.

Er schuf unter geschickter Einbeziehung der bestehenden Graften, Wälle und Bastionsreste einen reizvollen Landschaftgarten. Durch eine kluge Wegeführung werden immer wieder überraschende Blicke frei.

Von dem ursprünglichen Baumbestand zeugen heute noch mächtige Rot- und Blutbuchen, Eschen, Linden und Eichen. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts wurde der Park immer wieder durch interessante Bäume, auch Exoten und botanische Kostbarkeiten, ergänzt. Bis vor wenigen Jahren wies der Park noch mächtige Berg- und Feldulmen auf. Riesenthuja, Lärche, Tulpen- und Amberbaum geben dem Schlossgarten seinen besonderen Reiz. Die erste Generation der Bäume hat bereits ein langes Lebensalter erreicht, so dass sich nun die Notwendigkeit zur behutsamen Regeneration ergibt.

Im Frühjahr setzt ein Meer von Winterlingen, blauen Krokussen und Narzissen farbige Akzente.

Auch für zahlreiche Tiere ist der Schlosspark Heimstatt. Neben dem Ziergeflügel wie Pfauen, Enten, Schwäne und Gänsen sowie einer Vielzahl von Singvögeln, lassen sich auch Kleiber, Baumläufer, Kernbeißer und Buntspecht ausmachen. Seit einigen Jahren beherbergt der Park auch eine Krähenkolonie. Wenn es dämmert, hat man die seltene Gelegenheit, den Flug von Fledermäusen und Eulen zu beobachten.

Die Karte “Bemerkenswerte Bäume im Schlossgarten” steht Ihnen hier im PDF-Format zum Download zur Verfügung.

Der Schlosspark Jever, ab 1828 nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten angelegt, gehört zu den bedeutendsten Gartenkunstwerken Nordwestdeutschlands und bildet zusammen mit dem Schloss ein einzigartiges Ensemble. Der Schlossparkführer, der im Museumsshop erhältlich ist, stellt ausführlich die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Parks, seine Restaurierung sowie seine Flora und Fauna vor.

Schlosspark Jever. Christiane Baier, Ingo Gabor, Werner Menke und Antje Sander. Hg. von Antje Sander. Mit einem Beitrag v. Frank Glaßl und Uta Müller Glaßl. Oldenburg, Isensee, 2009
(Kataloge und Schriften des Schlossmuseums Jever, H. 28; Museen im Nordwesten, Bd. 10)
(EUR 9,80)
Hochbeet im Schlossgarten nach historischer Vorlage
Hochbeet im Schlossgarten nach historischer Vorlage

Für die Besucher des Schlossgartens steht darüber hinaus ein von der “Reunion-Media” erstellter Multimedia-Guide mit Bild-, Ton- und Videobeiträgen zur Verfügung, der mittels einer interaktiven Karte auf einem Tabletcomputer vielschichtige Informationen zur Flora und Fauna sowie zur Geschichte des Parks bietet. Diese Geräte können kostenlos an der Kasse ausgeliehen werden.

Sehen Sie hier einen Trailer mit Ausschnitten aus dem multimedialen Schlosspark-Guide.

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