Ein Museum im Krisenmodus – Eine Studie über Besucherströme in Zeiten von Corona [Blog]

von Stephan Horschitz

Das Schlossmuseum Jever wurde, wie viele andere Kultureinrichtungen auch, hart von den Einschränkungen durch die Corona-Krise getroffen. Womit niemand rechnen konnte, was uns aber mit aller Wucht traf, war das zeitweise völlige Zusammenbrechen touristischer Aktivitäten deutschland- aber auch weltweit. Während des Lockdowns von Mitte März bis Anfang Mai kam es zunächst zur Schließung des Museums und somit zum Erliegen des Publikumsverkehrs. Die Besucherausfälle beliefen sich somit auf 100%. Es brauchte nach der Wiedereröffnung noch den ganzen Juni, um wieder einigermaßen ansprechende Besucherzahlen zu generieren. Dennoch verlor das Museum im Gegensatz zu den Vorjahren im Zeitraum von Anfang Juni bis Ende Oktober ca. 17% seiner Gäste.

Die Besucherzahlen des Schlossmuseum Jever setzen sich aus verschiedenen Quellen zusammen. So unterscheiden wir zwischen Besuchergruppen, die über Veranstaltungen (Events) das Museum besuchen, diejenigen, die über das Café in das Museum kommen und jenen Besuchern, die die Ausstellungen sehen wollen. Dabei kam es zu sehr unterschiedlichen Besucherströmen während der Pandemie. Während die Besucherzahlen im Café nur leichte Veränderungen zu den durchschnittlichen Werten vorangegangener Jahre zeigten, wurde der Bereich der Eventbesucher, angefangen von Gästeführungen über Hochzeiten bis hin zu Musik- und Theateraufführungen, besonders hart getroffen. Hier brachen die Besucherzahlen in diesem Zeitraum um ganze 74% ein (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Eventbesucher im Schlossmuseum Jever im Corona-Sommer 2020
Abb. 1: Eventbesucher im Schlossmuseum Jever im Corona-Sommer 2020 (Mausklick für größere Version)
Abb. 2: Museumsbesucher im Schlossmuseum Jever im Corona-Sommer 2020
Abb. 2: Museumsbesucher im Schlossmuseum Jever im Corona-Sommer 2020 (Mausklick für größere Version)

Ein gegenteiliger Trend zeigte sich im Verhalten der Ausstellungsbesucher (siehe Abb. 2). Nachdem sich in den Sommermonaten die Lage etwas entspannte, da die Corona-Fallzahlen in einem überschaubaren Rahmen gehalten werden konnten, waren auch wieder Reisen möglich. Da jedoch weiterhin vor Auslandsreisen gewarnt wurde, verdichtete sich die Auslastung zugunsten der inländischen Reiseregionen, wovon die Nordseeküste, die Stadt Jever und somit das Schlossmuseum profitierten. Die Folge war eine verstärkte Nachfrage, die sich an manchen Tagen in langen Schlangen vor dem Museum zeigte. Im angegebenen Zeitfenster konnten, bis auf den Juni, immer überdurchschnittliche Werte der Ausstellungsbesucher verzeichnet werden. Insgesamt stieg die Zahl der Besucher in dieser Zeit um 7% an. Das ist umso erfreulicher, als auch die Hygienemaßnahmen, die vom Schlossmuseum eingeführt wurden, ein hohes Maß an Einschränkungen und Toleranz unter den Museumsbesuchern abverlangte.

Es bleibt zu hoffen, dass das Schlossmuseum in der Nachcorona-Zeit wieder ein attraktiver Veranstaltungsort sein wird. Ein reizvolles Ausflugsziel, und das nicht nur im Sommer, ist das Museum ohnehin. Die Coronakrise hat das öffentliche Leben und somit die Gewohnheiten der Menschen beeinflusst und verändert. Sie verstärkte aber auch, wie unter einem Brennglas, einen schon einige Jahre anhaltenden Trend, nämlich den Urlaub im eigenen Land zu verbringen.

Stephan Horschitz erhebt seit 2004 für das Schlossmuseum Jever die Besucherstatistiken und wertet unsere jährliche Besucherbefragung aus.