Ein alter Gulfhof im Wangerland [Blog]

Im Schlossmuseum Jever bewahren wir auch die Kultur und Geschichte der friesischen Bauern. In der über 180jährigen Sammlungsgeschichte sind Möbel, Gerätschaften und Hausrat aus vielen Jahrhunderten zusammengetragen worden. Vor Kurzem haben wir nun auch für einen Gulfhof im Wangerland Verantwortung übernommen. Die letzte Erbin dieses Hofes, der auf eine über 300 jährige Geschichte zurückblicken kann, hat ihn einschließlich des kompletten Interieurs übertragen. Schon über viele Jahre hinweg hat die Familie mit ihren Kulturschätzen unsere Museumsarbeit unterstützt. Nun werden wir die Geschichte des Hofes weiter pflegen und damit das Andenken der Familie Albers-Behrens im Gedächtnis halten.

Beschreibung und Geschichte

Die weitläufige Hofanlage liegt auf einer Warf von ca. 400 Länge mit noch ca. 2 Meter Höhe, teilweise umgegeben von einem Graben. Der Hof mit Scheune, Wohn- und Stallteil sowie einem Back- und Arbeitshaus, einem Kälberstall, einem separaten Landarbeiterhaus und einer kleinen Garage ist von altem Baumbestand umgeben.

Die gesamte Anlage weist auch durch (vermutlich) mittelalterliche Scherbenfunde auf ein hohes Alter, obwohl es auch umfangreiche Erneuerungen gegeben hat. Ein wieder in das erneuerte Mauerwerk des Scheunenteils eingesetzter Inschriftenstein zeigt eine Engelsfigur, die ein Schild mit einer Hausmarke hält, darunter befindet sich stark verwittert die Datierung 1693.

Dies könnte die Erbauungszeit des mächtigen Stapelwerks sein, wofür auch vom niedersächsischen Landesamt für Denkmalspflege beauftragten Dendro-Daten sprechen: die Fälldaten mehrerer Ständer konnten in die Mitte des 17. Jahrhunderts datiert werden, die ersten Ständer verweisen in die Zeit um 1750, wo die Scheune vielleicht verlängert worden ist.

Das Wohnhaus wurde später zumindest erneuert oder aber erbaut: hier konnten Fälldaten aus der Zeit um 1700 bzw. aus dem frühen 18. Jahrhundert nachgewiesen werden. Das Wohnhaus ist damit wohl in der Zeit um 1740 neu erbaut worden – vielleicht unter Nutzung älterer Bauteile, was noch Gegenstand weiterer bauhistorischer Forschungen sein sollte. Um 1740 wurde auch das am Rande der Warf befindliche Landarbeiterhaus erbaut, welches jedoch 1967 bei einem Brand stark beschädigt, anschließend in Eigenarbeit wieder aufgebaut und seitdem unbewohnt ist.

1801 erfolgte dann eine Erweiterung, die die Scheune (Datierung im Traufstein “So wächst ein Haus wie eine Zwiebel Schale um Schale”) und den Anbau einer weiteren Scheune, die auch als Werkstatt, Back- und Waschhaus diente und durch einen schmalen Gang vom Wohnhaus mit Scheune getrennt ist, umfasste. Um 1963 wurde ein Melker-/Kälberstall am östlichen Hang der Warf angebaut.

Diese Baugeschichte deckt sich sehr gut mit den überlieferten Quellen zu den Bewohnern des Hofes, der als Hofstelle bereits im 16. Jahrhundert (Erbregister Klinge) belegt ist. Folkert Behrens (1699-1755, Heirat 1730) erwarb die Hofstelle 1740, was mit den baugeschichtlichen Nachrichten zum Neubau des Wohnhauses übereingeht. Der Hof verblieb bis 2022 mit der Tod von Bertha Cornelia Albers im Besitz der Erben der Familie Behrens. Die Mutter der letzten Besitzerin erbte 1965 den Hof (Cornelia Johanne Albers, geb. Behrens). 1989 wurde die Landwirtschaft aufgegeben.

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Vor einigen Jahren hat Hanne Klöver für den NDR einen kleinen Bericht über die letzte Erbin Bertha Cornelia Albers für die Nordtour bearbeitet. Wir danken dem NDR für die freundliche Genehmigung, diesen auf unser Homepage präsentieren zu dürfen.

Von Antje Sander, die sich immer auch über die damit verbundenen Geschichten freut, wenn Menschen persönliche Dinge an das Schlossmuseum übergeben.