Bilder als historisches Zeugnis: Das Oldenburger Land zwischen Wandel und Beharrung [Blog]

Nicht selten ist es der pure Zufall, der zur Übernahme bedeutender historischer Bestände in die Sammlungen eines Museums führt. So geschehen vor etwa einem halben Jahr, als die Nordwest-Zeitung im Zusammenhang mit der Auflösung ihres Archivs nach einer neuen Heimstatt für den fotografischen Bestand suchte.

Eben rein zufällig waren wir zur rechten Zeit am rechten Ort und konnten die Übernahme des für die historische Aufarbeitung der Geschichte unserer Region wichtigen Bestandes sichern. Er wird den Kern eines Datenpools bilden, den das Schlossmuseum gemeinsam mit der Oldenburgischen Landschaft und dem Museumsdorf Cloppenburg in den kommenden Jahren für den Bereich des ehemaligen Landes Oldenburg aufbauen wird. Wir werden in loser Folge darüber berichten.

Diethild Hanken, NWZ-Archivarin Guda Witthus bei der Arbeit, um 1975, Schlossmuseum Jever
Peter Kreier, Gebäude der NWZ, Peterstrasse, Oldenburg, 11. Juni 1985, Schlossmuseum Jever
Peter Kreier, Gebäude der NWZ, Peterstrasse, Oldenburg, 11. Juni 1985, Schlossmuseum Jever

Diethild Hanken, NWZ-Archivarin Guda Witthus bei der Arbeit, um 1975, Schlossmuseum Jever

Bereits einige Jahre zuvor waren mit den Nachlassen der Fotografen Franz Tuhy und Wilfried Zucht die zwei für das Jeverland wesentlichen Nachlässe im Bereich der Pressefotografie in die Sammlungen unseres Museums aufgenommen worden.

Schon eine erste Durchsicht und die beginnende Digitalisierung zeigt die Qualität der Zugänge: Sie dokumentieren eindrucksvoll die Wandlungen einer kulturgeschichtlich gewachsenen, traditionell agrarisch strukturierten Region, insbesondere in ihren Wechselbeziehungen zu den vergleichsweise schwach ausgeprägten städtischen Siedlungsformen und den damit verbundenen Einflüssen der Moderne.

Ökonomischer Strukturwandel steht hier neben den beharrenden Kräften traditioneller Festkultur, zunehmende infrastrukturelle Erschließung neben noch immer sichtbaren Refugien unberührter Natur.

Mitunter ruft der Blick auf so manches Bild auch beim professionellen Betrachter ein Bewusstsein von Vergänglichkeit hervor: So wird Pferden heute sicher nicht einmal im Ausnahmefall der Zutritt in Gaststätten erlaubt, wie Franz Tuhy es um 1970 für die NWZ in einer Kneipe in Horumersiel noch dokumentieren konnte: Da sind auch unabhängig von Corona sämtliche Hygienevorschriften vor.

Franz Tuhy, Pferd in Horumersieler Kneipe, um 1970, Schlossmuseum Jever
Franz Tuhy, Pferd in Horumersieler Kneipe, um 1970, Schlossmuseum Jever
Franz Tuhy, Pferd in Horumersieler Kneipe, um 1970, Schlossmuseum Jever
Franz Tuhy, Pferd in Horumersieler Kneipe, um 1970, Schlossmuseum Jever

Gleiches gilt auch für den ebenfalls von Tuhy etwa zur gleichen Zeit im Bild festgehaltenen Ferkelverkauf aus dem Kofferraum in Jever.

Franz Tuhy, Ferkelverkauf aus dem Kofferraum, Jever, um 1970, Schlossmuseum Jever
Franz Tuhy, Ferkelverkauf aus dem Kofferraum, Jever, um 1970, Schlossmuseum Jever
Franz Tuhy, Ferkelverkauf aus dem Kofferraum, Jever, um 1970, Schlossmuseum Jever
Franz Tuhy, Ferkelverkauf aus dem Kofferraum, Jever, um 1970, Schlossmuseum Jever

So lesen wir in den Bildern die im wahrsten Wortsinne eigenartige Geschichte einer Region, die sich im Spannungsfeld von Tradition und Technologie, von Beharrung und Aufbruch im 20. Jahrhundert und beginnenden 21. Jahrhundert stärker gewandelt hat als in den Jahrhunderten zuvor.

Geschrieben von Andreas von Seggern, der beim Abtauchen in die Historie der schwarz-weiß Bilder schon von neuen Buchprojekten träumt.