Zunächst sah alles erfolgsversprechend aus, nach kurzer Überlegung wurde ein Turm auf dem Hubwagen gebaut, auf dem der Tresor recht schnell von seinem Sockel rüber gezogen werden konnte. Doch stellte sich danach heraus, dass der wunderbare Unterbau nicht durch die Tür passte. Nun war guter Rat teuer. Idee Nr. 1: Wir entfernen die überstehenden Kanthölzer, indem wir den Tresor jeweils anheben und die Hölzer wegziehen. Dies erwies sich als Mikado Spiel mit ungewissem Ausgang, jeder ohne Sicherheitsschuhe suchte schnell Abstand und auch wenn wir den Schrank gut auf der obersten Palette festgegurtet hatten, war hier Nervenstärke erforderlich.
Idee Nr. 2 kam daraufhin zum Zug: Den Schrank einfach auf eine weitere Palette runterlassen und diese dann wegfahren. Dies war gut gedacht, erwies sich aber in der Umsetzung als herausfordernd, da die 300 Kilo mal zur einen und mal zur anderen Seite rutschten. Großes Aufatmen, als der Tresor dann auf dem Boden angekommen war. Mit einem letzten Aufgebot an Muskelkraft wurde er auf den Hubwagen gehievt und konnte durch die Fußgängerzone bis zum Magazin gezogen werden. Hier hat er einen neuen Stellplatz gefunden und wird vielleicht auch wieder als Ort für Wertgegenstände benutzt.
Bei dem Tresor handelt es sich um ein Berliner Fabrikat der Firma G. Fuhrmann. Ein Medaillon mit den Buchstaben „G F“ sowie die Verzierungen auf der Innenseite der Tür, die als Blüten im Relief mit einem Mäanderband versehen sind, lassen diese Zuordnung zu. Des Weiteren ist die Firma für ihr ungewöhnliches Schließpatent bekannt: Mit einem Schlüssel, der wie eine Art Korkenzieher oder Förderschnecke geformt ist, wird der Schließmechanismus durch eine halbe Drehung betätigt. Die Zweckmäßigkeit dieses Gegenstandes, der vor allem auf sichere Verwahrung- sprich Schutz vor Diebstahl oder Feuer – ausgelegt war, wird durch die aufgebrachten Verzierungen optisch abgemildert. Kleine Säulen flankieren die Tür und ein Kranzgesims mit seitlichen Vasenaufsätzen erzählen von einer Zeit, in dem sich selbst der Tresor der Inneneinrichtung des Wohn- oder Geschäftshauses anzunähern hatte. Ein wunderbares Vergleichsstück, das dazu auch noch eine Holzoptik besitzt, befindet sich übrigens im Geschäft Bargen in Jever. Dort wird dieser sicher über hundert Jahre alte Panzerschrank noch vielfach auf- und zugeschlossen, wie mir berichtet wurde. So ein Tresor kommt eben nie aus der Mode.
Von Maren Siems, die den Transport vor allem durch mentale Stärke und die Ausgabe von Mineralwasser unterstützte.