Fundstücke – Entdeckungen hinter Tapeten und ein neugieriger Archivar [Blog]

“Albert aus dem Schloss” – ein Pfälzer Archivar, der als Tourist das Schlossmuseum besucht und dann gleich eine Anstellung bei uns bekommen hat, weil er ja ein weitläufiger Verwandter des berühmten Historikers und Oldenburger Archivars Georg Sello ist: dies ist die Ausgangsidee für sechs Videofolgen, die wir anstelle des Theaterstücks “Fundstücke” auf unserer Homepage präsentieren. Das Theaterstück sollte eigentlich am 12.11.2020 im Schloss Premiere haben, doch kam uns dann “Corona” dazwischen. Die “Fundstücke” wurden von Franz Fendt (Schauspiel) und Frank Fuhrmann (Regie) entwickelt und spiegeln auf nachdenklich, ironische Weise auch unsere Arbeit im Museum wider.

Frank Fuhrmann (Regie) und Franz Fendt (Schauspiel) vor dem geheimnisumwobenen Gang Fräulein Marias
Frank Fuhrmann (Regie) und Franz Fendt (Schauspiel) vor dem geheimnisumwobenen Gang Fräulein Marias.
Basel Mansour bei den Video-Aufnahmen mit Franz Fendt
Basel Mansour bei den Video-Aufnahmen mit Franz Fendt.
Franz Fendt und Basel Mansour vor dem Schloss und mit dem Käfer unseres Haustechnikers Andreas Bockberger
Franz Fendt und Basel Mansour vor dem Schloss und mit dem Käfer unseres Haustechnikers Andreas Bockberger, der zu unseren meist bewunderten “Ausstellungsstücken” zählt.

Als klar war, dass das Stück nicht vor Publikum aufgeführt werden kann, haben wir eine Video-Alternative entwickelt. Hier ist es für unsere Arbeit ein großes Glück, dass wir mit Basel Mansour einen eigenen “Haus und Hof”-Filmemacher im Team haben.

Franz Fendt und Frank Fuhrmann konnten daher noch einige Fundstücke aus dem Museum in das Stück einbauen und alles an Original-Schauplätzen im Schloss und im Park präsentieren.

Schlossarchivar Albert (Franz Fendt) vor dem Portrait Katharinas II. im Audienzsaal
Schlossarchivar Albert (Franz Fendt) vor dem Portrait Katharinas II. im Audienzsaal.
Öffnung in der Wand des Eckraums im Nordflügel des Schlosses
Öffnung in der Wand des Eckraums im Nordflügel des Schlosses. Man erkennt hinter der Holzverschalung eine hinterlassene Berliner Zeitung von 1889 und die Unterschrift des Malers Artur Eden-Sillenstede, die dieser wohl um 1960 dort hinterlassen hat.
Signatur von Artur Eden-Sillenstede
Signatur von Artur Eden-Sillenstede.

Zu den besonderen Fundstücken gehören die Botschaften von Handwerkern hinter den Tapeten und Wandverschalungen des Schlosses. Immer wieder finden wir bei Renovierungsarbeiten Relikte, die nicht nur zufällig dort vergessen wurden, sondern ganz bewusst deponiert wurden, um von dem Wirken und Schaffen der Tapezierer, Maler oder Tischler im Schloss Zeugnis zu geben.

Hinter den Gobelins fand sich z.B. der Brief zweier Tapezierer aus dem Jahre 1889. Sie schreiben:

Jever, 7. Mai 1889
Geehrte Collegen!
Wenn ihr nach langen Jahren, diese, unsere Arbeit wieder abreißt, so gedenket unser, denn auch wir waren jung und lustig zu dieser zeit. Deshalb auf Euer und unser zukünftiges Wohl wollen wir eine Flasche leeren – Es lebe der Mord, der Wahnsinn und die Gehirnerweichung!
Th. Eiden, Tapizierer aus Münster i.W.
Lieber College,
wenn Du dies Blatt einst finden wirst, so werden wir wohl nicht mehr sein, aber wir waren lustige gesellen und haben uns in Jever manch ehrliche Stunde gemacht und wünschen Euch dasselbe
Otto Bohse Tapezierer aus der Residenzstadt Braunschweig zur Zeit beide Gehülfen bei Herrn Th. Ahseier jun.
Geschehen Jever 7. Mai 1889

Auch eine Bierflasche, natürlich Jever Pils, oder die Signatur von Artur Eden-Sillenstede, der ja ebenfalls als Kunstmaler einen Namen hat, konnten wir z.B. im Eckraum des Nordflügels hinter der Wandverschalung entdecken.

Franz Fendt hat diese besonderen Fundstücke in sein Schauspiel eingeflochten – ein berührender Gruß aus der Vergangenheit an uns heute.

Von Antje Sander, die das Museum leiten darf und sich jeden Tag aufs Neue wundern kann, was für spannende Geschichten das Schloss bereit hält.