Der Tod. Sepulkralkultur in Friesland vom Mittelalter bis zur Neuzeit

08. Juli bis 15. Dezember 2012

Unsere Vorstellung vom Tod, unser Umgang mit dem Sterben und der Trauer über den Verlust eines Menschen hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder gewandelt. Die Bestattungssitten und die Formen des Gedenkens an die Verstorbenen sind Spiegel von kulturellen Brüchen und Kontinuitäten.

Die Christianisierung im 8./9. Jahrhundert, die Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert und die Rationalisierung der Glaubensvorstellungen durch die Aufklärung im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert bilden die entscheidenden Marken des Wandels in diesem Millennium. Die Individualisierung und die Verdrängung und Entfremdung der Menschen von ihrem Tod sind eine Entwicklung, die insbesondere in der westlichen Welt seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dem memento mori nicht nur eine mahnende, sondern auch eine wachrüttelnde Bedeutung geben.

Auch in Friesland lassen sich diese großen kulturgeschichtlichen Strömungen nachweisen. Doch zeigt der fokussierte Blick auf die Region auch Besonderheiten, lässt Veränderungen schärfer oder Traditionen beharrlicher erscheinen. Das Wissen um die Gefahren des Meeres, die sozialen und wirtschaftlichen Spannungen zwischen den Bewohnern der Marsch und Geest, die religiösen Unterschiede, die politischen Zugehörigkeiten haben eine eigenständige regionale Erinnerungskultur geschaffen.

Ausstellung, Begleitband, Vorträge, thematische Führungen, Konzerte, kulturtouristische Routen und Schülerprojekte sollen das Thema in vielen Facetten beleuchten und werden dennoch nur einen ersten Schritt und Anstoß zu weiterem kultur- und landesgeschichtlichem Nachdenken zum Thema leisten können. Dabei geht es zum einen um Artefakte der Erinnerungs- und Gedenkkultur, wie Grabmäler, Funeralgraphiken oder Leichenpredigten. Zum anderen werden Hinterlassenschaften aus dem Kontext derjenigen Sitten, Gebräuche oder ritualisierten Handlungen präsentiert, die den Menschen einen erträglichen Umgang mit den letzten Dingen ermöglichen und ihnen in der Zeit des Sterbens und der Trauer so etwas wie Halt und Trost bieten sollen, hierzu gehören beispielsweise spezielle Geschirre zu Verwendung bei den Beerdigungen oder Trauerkleidung in ihren unterschiedlichsten Abstufungen.

Ausstellung

Die Ausstellung fragt nach den sozialen und kulturellen Formen der Auseinandersetzung mit Sterben und Tod, indem sie die überlieferten materiellen Zeugnisse dieses Umganges in den Blick nimmt. Dabei geht es zum einem um Artefakte der Erinnerungs- und Gedenkkultur, wie Grabmäler, Funeralgraphiken oder Leichenpredigten. Zum anderen werden Hinterlassenschaften aus dem Kontext derjenigen Sitten, Gebräuche oder ritualisierten Handlungen präsentiert, die den Menschen einen erträglichen Umgang mit den letzten Dingen ermöglichen und ihnen in der Zeit des Sterbens und der Trauer so etwas wie Halt und Trost bieten sollen, hierzu gehören beispielsweise spezielle Geschirre zu Verwendung bei den Beerdigungen oder Trauerkleidung in ihren unterschiedlichsten Abstufungen.

Die Ausstellung wird auf zwei Ebenen im Schlossmuseum präsentiert. Der erste Abschnitt, der sich mit den Begräbnisformen in der Phase vom Frühmittelalter bis zum 17./18 Jahrhundert beschäftigen wird, soll als Teil der Dauerausstellung neugestaltet werden und damit auch längerfristig einen neuen Akzent im Schlossmuseum setzen. Der zweite Abschnitt widmet sich aus volkskundlich-kulturhistorischer Sicht insbesondere den Sitten und Gebräuchen rund um die Bestattung und die Trauerphase.

Kooperationen

Das Projekt memento mori basiert zudem auf einer engen Kooperation mit dem gleichnamigen wissenschaftlichen Vorhaben der Universität Groningen, der Ostfriesischen Landschaft, dem Groninger Museumshuis und vielen weiteren Partnern, das durch Tagungen und Kolloquien Kulturwissenschaftler, Theologen, die Kirchengemeinden und Bestatter zusammenbringt und das Ziel hat, das Augenmerk auf das besondere und oft stark gefährdete Kulturgut von Begräbnisplätzen im gesamten friesischen Küstengebiet vom Groningerland bis zum Weserraum zu lenken. Hier kann gerade für das Jeverland auf Forschungen der Oldenburgischen Landschaft und der evangelischen Kirchengemeinden aufgebaut werden.

Die Kunstschule Kiebitz wird das Vorhaben mit einer Zeltwerkstatt und einem Projektangebot für Schulen begleiten. Hierbei werden die archäologischen Fragestellungen zum Thema im Mittelpunkt stehen.

Mit der Eröffnung des Hospizes in Jever 2011 ist die Frage nach einem würdigen Tod wieder mehr in das Bewusstsein der Friesländer gerückt. Diese Sensibilisierung für das Thema wird in einem Gesprächsforum im Museum aufgegriffen werden. Die Ausstellung in Jever möchte hier sowohl im Hinblick auf die Forschungen zu den Artefakten als auch für die Verankerung des Themas in der Öffentlichkeit einen Beitrag leisten.

Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Begleitband im Verlag Isensee. Der Katalog kann über das Schlossmuseum bezogen werden.

Wir danken unseren Förderern, Leihgebern und den vielen Menschen, die uns an ihrem Wissen und ihren Erfahrungen mit dem Thema Tod und Sterben teilhaben ließen.

Weitere Informationen:

Diese Ausstellung wurde gefördert von: