Schwerter zu Pflugscharen

Butter statt Gasmaske

Während eines Krieges werden Unmengen an Ressourcen in die Produktion von Gütern gesteckt, deren eigentlicher Zweck im Töten besteht. Andere Produkte sollen Soldaten einen rudimentären Schutz bieten, damit sie ihrer Aufgabe länger nachkommen können. Millionenfach werden Dinge produziert, die mit Kriegsende keinerlei Nutzen mehr zu haben scheinen. Im vom Zweiten Weltkrieg zerstörten und verarmten Europa entdeckten die Menschen neue Gebrauchsweisen der nun nutzlosen Militärgüter.

Bekannt wurden vor allem aus Stahlhelmen gefertigte Kochtöpfe und Küchensiebe. Wegen des stabilen Materials und seiner einfachen Form konnte der Wehrmachtstahlhelm industriell weiterverarbeitet werden. In anderen Fällen war eher handwerkliches Geschick erforderlich. In der Sammlung des Schlossmuseums Jever befinden sich zwei Objekte, die aus Gasmaskenbehältern gefertigt wurden.

Impressum: Christian Ganzer.

Objekte aus Gasmaskenbehältern
Nach den Erfahrungen der Giftgaseinsätze während des Ersten Weltkrieges, gehörte bei allen europäischen Armeen eine Gasmaske zur Grundausstattung eines jeden Soldaten. Um diese empfindliche Schutzausrüstung vor Verschmutzung und Beschädigung zu bewahren, trug man sie in einem aus Eisenblech gefertigten Gasmaskenbehälter mit sich. Mehr als 18 Millionen Männer wurden während des Krieges zu Wehrmacht und anderen Verbänden eingezogen und mussten ausgerüstet werden. Entsprechend groß war nach dem 8. Mai 1945 die Menge der nicht mehr gebrauchten Gasmaskenbehälter. Besonders verbreitet waren die ab 1940 von der Berliner Firma Auer gefertigten Behälter. Diese (ohne Deckel) 22 Zentimeter hohen Blechdosen hatten einen Durchmesser von 12 Zentimetern und maßen damit knapp 2,5 Liter.

Beliebt, weil einfach, war es, einen seitlichen Griff an diese Blechdosen zu nieten und am oberen Rand das Material etwas nach außen zu treiben, um so eine Tülle zu formen. Schnell war auf diese Weise eine fast unverwüstliche Kanne für Tee oder andere Getränke geschaffen.

Aus einem Gasmaskenbehälter der Wehrmacht geformte Kanne. Der Behälter wurde in der Höhe um ca. fünf Zentimeter gekürzt.
 

Aufwändiger waren Versuche, Gasmaskenbehälter zu primitiven Maschinen umzubauen. Beide Objekte sind aus dem Nachlass des 2015 verstorbenen Hobbyarchäologen und Sammlers Heino Albers in die Sammlung des Schlossmuseums gekommen.

Die Beschriftung auf der Außenseite des Deckels wird von einer nachträglich angebrachten runden Metallplatte verdeckt.
Die Beschriftung auf der Außenseite des Deckels wird von einer nachträglich angebrachten runden Metallplatte verdeckt.

Die Beschriftung auf der Außenseite des Deckels wird von einer nachträglich angebrachten runden Metallplatte verdeckt. Von innen lässt sich die spiegelverkehrt eingestanzte Schrift entziffern: Das Firmenlogo des Herstellers “Auer“ und die Typenbezeichnung „RL1-40/76 Vertrieb gemäß § 8 Luftschutzgesetz genehmigt”. Bei den Riemen handelt es sich um die originalen Trageriemen des Maskenbehälters.

Literatur